Jonas David Wehrle // Alter Freund – genossenschaftliches Wohnen in einem Schwarzwaldtal
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Perspektive
Die Geschichte des Orts ist prägend für den Entwurf auf dem Grundstück am Herrenweg in Gutach im Breisgau. Eine heute etwas verwunschene Wiese zwischen der Elz, einem Golfplatz und den beiden Gründerzeithäusern Villa Alexander und Villa Oreta wurde einst als Englischer Garten angelegt. Hier hat man früher im Schatten der Mammutbäume und Zypressen Tennis gespielt oder Lustgewandelt. Mit dem Rückgang des Geschäfts und dem anschließenden Verkauf vieler ihrer Immobilien, geriet dieser Ort in Vergessenheit und wurde sich selbst überlassen. Für den Bau einer Wohngenossenschaft soll der Charakter des Grundstücks erhalten bleiben. Die drei neuen Baukörper fügen sich respektvoll in den Jahrhunderte alten Baumbestand ein. Das Ensemble, bestehend aus einem großen Wohngebäude, einer multifunktionalen Remise und einem Gewächshaus, untergliedert das Grundstück in drei Zonen. Die Materialität des Areals ist durch die Region bestimmt denn für die wesentlichen Bauelemente wird vor allem Lehm und Holz genutzt. Den Auftakt der Siedlung bildet die eingeschossige Remise, welche an einem kleinen gepflasterten Platz liegt. Dieser Bereich bildet eine Interaktionsfläche zwischen Genossenschaftsmitgliedern und Menschen, die nicht in der Siedlung leben. Hier können kleine Veranstaltungen wie Märkte oder Konzerte stattfinden. Ein kleiner Hofladen, eine Fahrradwerkstatt und ein multifunktionaler Seminarraum beleben die Situation und liegen dem Gemeinschaftsraum in der Kopfseite des Wohnhauses gegenüber. Er erstreckt sich über zwei Etagen und verfügt neben einer großen Küche über mehrere Arbeitsplätze, die zur Homeoffice Arbeit oder als Co Working Spaces genutzt werden können. Neben einem Atelier und einem gemeinschaftlichen Waschsalon beinhaltet das Wohnhaus 21 flexible Wohneinheiten für Singles, Paare, Familien, SeniorInnen und Menschen mit Behinderung. Große, helle Treppenhäuser verbinden diese miteinander und sind mehr als rein funktionale Erschließungselemente. Von hier aus kann man auch die Wintergärten erreichen, welche darüber hinaus von Seiten der Wohnungen begangen werden können. Sie werden zu gemeinschaftlich genutzten Elementen, lassen es aber auch zu Rückzugsorten umfunktionieren. Die doppelte Dachhaut des Wohnhauses besteht aus zum einen aus gläsernen Schiebelementen und zum anderen aus klappbaren Lamellen, die als Sicht und Sonnenschutz dienen. Das System ermöglicht es, dass die Räume im Inneren bei vollständiger Öffnung mit dem Außenraum verschmelzen können. Wenn alle Elemente geschlossen sind, entstehen hingegen introvertierte Rückzugsorte.
Prüferin: Prof. Anne- Julchen Bernhardt
Co-Prüfer: Jun. Prof. Dr. Ing. Jan Polívka
Betreuerin: Milica Lopicic
Kontakt Absolvent: jonas.wehrle@rwth-aachen.de