Freiraumspezifische Wohlfühlfaktoren : zur Wahrnehmung, Nutzung & Aneignung städtischer Freiräume

  • Open space-specific feel-good factors: For the perception, use and appropriation of urban open spaces

Matros, Jasmin; Lohrberg, Frank (Thesis advisor); Hornberg, Claudia (Thesis advisor)

Aachen (2019, 2020)
Doktorarbeit

Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2019

Kurzfassung

Städtische Freiräume haben eine eminente Bedeutung für die Stadtbevölkerung. Inmitten dicht bebauter Städte ermöglichen sie den Aufenthalt im Freien und bieten Raum für vielfältige Freizeitnutzungen. Insbesondere öffentliche Freiräume stehen der Stadtbevölkerung für eine Nutzung als Erholungs-, Bewegungs- und Kommunikationsraum zur Verfügung. Durch ihre Existenz und darüber hinaus durch ihre Nutzung haben sie das Potential einen Beitrag für eine gesundheitsförderliche Stadt(entwicklung) zu leisten. Ihre positiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Stadtbevölkerung werden derzeit erneut in Wissenschaft, Politik und Planung fokussiert, wobei die Entwicklung von einer pathogenen hin zu einer zunehmend salutogenen Bedeutungszuschreibung zu verzeichnen ist. Vor allem grünen bzw. vegetationsgeprägten Freiräumen und natürlichen Elementen wird als gesundheitsfördernde Struktur in der Stadt ein hoher Stellenwert zugesprochen. Die Verfügbarkeit öffentlicher Freiräume ist jedoch nicht für alle Städter gleichermaßen gegeben und die Entwicklung neuer Freiräume ist aufgrund fehlender Ressourcen oftmals nicht zu realisieren. Folglich sollten die gegebenen Stadtstrukturen bestmöglich genutzt und auch nicht grüne sowie ungenutzte oder unzugängliche Freiräume als Potential für eine gesundheitsförderliche Freiraumnutzung erkannt werden. Die vorliegende Arbeit geht dabei über die Betrachtung grüner Freiräume hinaus und vergleicht die gesundheitsfördernden Auswirkungen divergierender Freiraumtypen. Sie zielt darauf, freiraumspezifische (Wohlfühl-) Faktoren zu identifizieren, die in stadt- und freiraumplanerischen Prozessen berücksichtigt werden können, damit die Stadtbevölkerung öffentliche Freiräume gesundheitsfördernd nutzt und sich diese aneignet. Im Fokus steht die Identifikation von Faktoren, die die Nutzung, Wahrnehmung und Aneignung städtischer Freiräume sowie das psychische Wohlbefinden der Freiraumnutzer, insbesondere das aktuelle Wohlbefinden während der Freiraumnutzung, beeinflussen. Im Zentrum des mehrstufigen Forschungsprozesses steht eine Vor-Ort-Befragung von 216 Freiraumnutzern in sieben heterogenen Freiraumtypen mittels standardisierter Face-to-Face-Befragung. Dabei werden neben verschiedenen grünen Freiräumen (Grünräume) wassergeprägte Freiräume (Blauräume) sowie ein stark versiegelter Freiraum (Grauraum) betrachtet. Auf die deskriptiv-statistisch ausgewerteten Ergebnisse Bezug nehmend folgen zwei weitere Erhebungen, bei denen 92 Nutzer und Nichtnutzer eines Problemraumes sowie 158 Nutzer eines neuartigen Freiraumtyps zu ihren Wahrnehmungs-, Nutzungs- und Aneignungsmustern befragt werden. Die Arbeit erweitert den Stand der Forschung, indem sie auf empirischer Grundlage nachweist, dass neben grünen und blauen Freiräumen auch graue Freiräume einen Beitrag für eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung leisten können. Sie zeigt auf, dass Freiräume auf vielfältige Weise genutzt und wahrgenommen werden, und ihre Nutzung unabhängig von der Art des Freiraumtyps mit einem gesteigerten positiven Wohlbefinden zusammenhängt. Darüber hinaus benennt sie Faktoren, die das Nutzungsverhalten, die Wahrnehmung sowie das Wohlbefinden der Freiraumnutzer beeinflussen können. Neben persönlichen und freiraumunabhängigen Faktoren spielen hierbei auch freiraumspezifische Faktoren eine Rolle. Weiterhin demonstriert die Arbeit, dass auch neue Freiraumtypen von der städtischen Bevölkerung für Freizeitnutzungen angenommen werden. Dies sollte Planer und Forscher dazu anstoßen, über neuartige städtische Freiraumtypen nachzudenken. Derer bedarf es, um aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen in der Stadtentwicklung zu begegnen. Zudem verdeutlicht die Arbeit, dass unterschiedliche Disziplinen (An-) Forderungen an eine quantitativ und qualitativ gute Freiraumversorgung innerhalb der Städte formulieren, mit dem Ziel, die Lebensbedingungen in der Stadt zu verbessern. Die freiraumspezifischen Qualitäten sowie die flächendeckende Bereitstellung unterschiedlicher Freiraumtypen bestimmen dabei den Erfolg öffentlicher Freiräume als gesundheitsförderliche Struktur in der Stadt.

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