The stage of the state : opera architecture and cultural politics in Turkey 1923-1956

Sancar, Ayca; Sowa, Axel (Thesis advisor); Boyacioglu, Esin (Thesis advisor)

Aachen : RWTH Aachen University (2022)
Doktorarbeit

Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2022

Kurzfassung

Mit der Gründung der Republik Türkei im Jahr 1923 wurde die multiethnische Monarchie des Osmanischen Reiches in einen säkularen Nationalstaat umgewandelt. Dieser Übergang wurde von staatlich gesteuerten Bemühungen um eine soziale und technologische Modernisierung nach westlichem Vorbild begleitet, die durch verschiedene Instrumente, Reformen und politische Maßnahmen unterstützt wurden. Die darstellenden Künste galten als wichtiger Akteur in diesem Modernisierungsprojekt und als Schlüsselinstrument für die Integration des Landes in die westliche Welt. In den ersten Jahren der Republik wurden unter der Leitung ausländischer Experten, die in das Land eingeladen wurden, Bildungs- und Kultureinrichtungen für die darstellenden Künste gegründet. Auch die Architektur und der Städtebau wurden vom jungen Staat für kulturpolitische Zwecke instrumentalisiert. Die angestrebte gebaute Umwelt sollte die neue Identität des Staates manifestieren und dazu dienen, zivilisierte Bürger heranzuziehen, indem sie die physischen Räume für die Einübung und Verinnerlichung des westlichen Lebensstils bereitstellte. Unter der Anleitung europäischer Experten wurde die Baukultur des Landes nach modernistischen Grundsätzen reformiert und die Stadtplanung als neue Disziplin im Lande eingeführt. Als Schnittstelle der Einrichtungen im Bereich der darstellenden Künste, der Architektur und der Stadtplanung waren Opernhäuser als städtische Aufführungsorte von besonderer Bedeutung für die Architekturproduktion des Landes. In den ersten drei Jahrzehnten der Republik wurden mehr als ein Dutzend verschiedene Entwürfe für Operngebäude entwickelt. Wenn man bedenkt, dass das Land zu dieser Zeit gerade einen Unabhängigkeitskrieg hinter sich hatte und mit den Folgen eines Weltkriegs zu kämpfen hatte, wird die Priorität, die dem Entwurf von Operngebäuden beigemessen wurde, noch bemerkenswerter. Mit ihren Aufführungen und Ritualen, ihrer Positionierung im städtischen Kontext und ihrer Architektur war die Oper in der türkischen Frührepublik ein Symbol der staatlichen Identität und Macht, ein Wahrzeichen und Symbol der Urbanität, ein säkularer öffentlicher Versammlungsort und ein Zentrum der sozialen Bildung. Vor diesem Hintergrund erörtert die Dissertation das Zusammenspiel von Oper, Architektur und Kulturpolitik im ersten Vierteljahrhundert der türkischen Republik, wobei sie die Oper und ihre Architektur als Linse benutzt, um kulturpolitische Transformationen zu untersuchen. In der Arbeit werden die einzelnen Geschichten der Opernentwürfe aus dem jeweiligen Zeitraum herausgearbeitet und ihre Entwicklungsgeschichte, architektonischen Merkmale und kulturpolitischen Kontexte erörtert. Dabei werden auch die Rolle ausländischer Experten im jeweiligen Kontext und Formen des bidirektionalen Wissenstransfers zwischen der Türkei und dem deutschsprachigen Raum thematisiert.

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