Gesteuerte Erosion : Strategien des Umgangs mit Verwitterung bei Stampflehm-Mauerwerk

  • Steered erosion : Strategies of dealing with weathering in rammed earth masonry

Hoppe, Philipp; Schneider, Hartwig (Thesis advisor); Speidel, Manfred (Thesis advisor)

Aachen : RWTH Aachen University (2022)
Doktorarbeit

Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2022

Kurzfassung

Angesichts des Klimawandels und des stetig steigenden Abfallaufkommens muss besonders im Bausektor dringend ein Umdenken hinsichtlich des Verbrauchs von Ressourcen stattfinden. Das Bauen mit Lehm, vor allem der Stampflehmbau, könnten hier eine Alternative aufzeigen und als Beispiel für ein zukunftsfähiges, zirkuläres Bauen dienen. Stampflehm weist eine hervorragende Ökobilanz auf, da oftmals vorhandener Erdaushub genutzt werden kann, insgesamt wenig Herstellungsenergie anfällt, und der Baustoff in der Regel zu 100% wiederverwendbar ist. Zudem ermöglicht Stampflehm ein besonders "einfaches" Bauen, da das Material zugleich Tragschicht und Außenhaut bilden kann. Auf eine Stabilisierung des wasserlöslichen Baustoffs mittels Kalk oder Zement, als auch Beschichtungen wie Putz, kann grundsätzlich verzichtet werden, da Stampflehm ausreichend widerstandsfähig gegen Schlagregen ist. Durch eine "Kalkulierte Erosion" - das Zulassen eines für die Dauerhaftigkeit des Bauteils unschädlichen Maßes der Verwitterung - gewinnt eine Stampflehmfassade mit der Zeit an Ausstrahlung und steht damit im Kontrast zu vielen modernen Gebäudehüllen, deren oft fragwürdige Alterung zu relativ kurzen Lebensdauern führt. Um den Stampflehmbau weiter zu verbreiten, könnte zudem die Weiterentwicklung der Bautechnik eine wichtige Rolle spielen. Besonders in der Mauerwerksbauweise, welche bislang kaum erforscht ist, wird großes Anwendungspotential gesehen. Zudem erscheint hier, aufgrund mit der Elementierung einhergehender, neuer Möglichkeiten der Herstellung, aber auch spezieller Erfordernisse der Bauweise, die Umsetzung kalkulierter Erosion besonders geeignet. In der Arbeit wird daher der Frage nachgegangen, auf welche Weisen diese Umsetzung erfolgen kann. Hierzu werden unterschiedliche Strategien und Mittel des Eingreifens in den Erosionsprozess untersucht. Durch die Entwicklung einer typologischen Ordnung sowie exemplarische Anwendungsstudien wird schließlich ein Überblick über verschiedene funktionale und gestalterische Potentiale geschaffen. Kernergebnis der Arbeit ist das Konzept der "Steuerung der Erosion". Dieses beschreibt die Intervention in den Erosionsprozess als Möglichkeit der Anpassung des Grades des Erosionsschutzes an die örtlichen Erfordernisse, als auch der Nutzung der besonderen Gestaltwirksamkeit der Erosion.

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