Vernetzungsprozesse als Integrationswerkzeug : Räumliche Neuprogrammierung von Durchgangszentren in der Schweiz
Fabritius, Anne; Sowa, Axel (Thesis advisor); Förster, Agnes (Thesis advisor)
Aachen : RWTH Aachen University (2023)
Masterarbeit
Masterarbeit, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2020
Kurzfassung
Die Masterthesis "Vernetzungsprozesse als Integrationswerkzeug - Räumliche Neuprogrammierung von Durchgangszentren in der Schweiz" untersucht räumliche und sozialräumliche Anforderungen an einen Beherbergungsort für Asylsuchende und übt Verfahrenskritik. Am Beispiel des neu geplanten Durchgangszentrums in Adliswil, im Kanton Zürich in der Schweiz wird im Rahmen der Arbeit ein mehrschichtiger Partizipationsprozess entwickelt, der auf fortschreitende Vernetzung aufbaut und sowohl soziale Sicherheit im Quartier als auch eine beidseitige Integration als Ziel setzt. Die rechtlichen und räumlichen Rahmenbedingungen von Ankommensprozessen geflüchteter Personen in der Schweiz und deren Beherbergungsformen werden im ersten Teil der Arbeit ergründet. Der Betrieb eines Durchgangszentrums als zweite Station für geflüchtete Personen, die in der Schweiz ankommen, wird hier genauer untersucht. Bewohner:innen leben dort in der Regel drei bis vier Monate, bevor sie entsprechend ihres Asylstatus in Schweizer Gemeinden untergebracht werden oder sich eigenständig eine Wohnung suchen müssen. Das Durchgangszentrum ist Teil einer Reihe von Transit-Orten, die Personen mit Fluchtgeschichte durchschreiten, bevor sie sich in einem neuen Umfeld niederlassen können. Aufgrund ihrer erhöhten Bleibeperspektive werden die Bewohner:innen des Durchgangszentrums mit Integrationsprogrammen auf ein zukünftiges Leben in der Schweiz vorbereitet. Trotz dieser Integrationsbemühungen sind die Zentren meist marginalisiert und in ihrem Standort isoliert. Fehlende Begegnungen und Interaktionen zwischen Schweizer:innen und Neuankommenden erhöhen die gegenseitige Skepsis und erschweren eine angestrebte beidseitige Integration wie sie durch das Schweizer Asylgesetz erwartet wird. Infolgedessen werden im zweiten Teil der Arbeit räumliche und sozialräumliche Barrieren sowie Möglichkeitsräume rund um das Durchgangszentrum in Adliswil verortet. Anhand sogenannter Kriterien des Miteinanders wird im Rahmen der Arbeit eine Gestaltungsmatrix entwickelt, die einen möglichen Partizipationsprozess zur Ortsaufwertung auf räumlicher, kommunikativer und performativer Ebene gliedert. Kantonale und städtische Akteure, Freiwilligenorganisationen und Vereine, die Quartiersbevölkerung und die Bewohnerschaft des Durchgangszentrums beteiligen sich gleichermaßen an dem Transformationsprozess. Die Zusammenarbeit ist ein Lernprozess, bei dem individuelles kulturelles Kapital investiert wird und Kommunikation über das gemeinsame Handeln stattfindet. Während Personen mit Fluchthintergrund ihre Zeitressourcen investieren können, profitieren sie von der sozialen Vernetzung der Ortsansässigen. Durch den fortlaufenden Wechsel der Belegung im Durchgangszentrum werden regelmäßig neue Impulse gesetzt, die die Quartiersaufwertung voranbringen und ins räumliche Umfeld ausstrahlen lassen. Entsprechend Lucius Burckhardts "unsichtbarem Design" gestalten die Akteur:innen so eigene Begegnungsorte und ihr gemeinsames Handeln erzeugt ein kollektives Raumbild, das weitere Prozesse, wie etwa den individuellen Wertewandel, in Gang setzen kann.
Einrichtungen
- Lehr- und Forschungsgebiet Architekturtheorie [212820]
Identifikationsnummern
- DOI: 10.18154/RWTH-2023-06996
- RWTH PUBLICATIONS: RWTH-2023-06996