Nachruf Ingeborg Schild

  Ingeborg Schild
14.11.2022
 

Die Fakultät für Architektur der RWTH Aachen trauert über den Verlust von Ingeborg Schild, die als Professorin für Denkmalpflege weit über ihre Disziplin hinaus bis ins hohe Alter hinein großen Respekt und Zuneigung erfahren hat. Nach dem Studium in Aachen arbeitete sie in den 50er und 60er Jahren als Architektin zunächst im Krankenhausbau und war später vor allem mit der Restaurierung historischer Bauten befasst. Ab 1957 lehrte sie am Reiff das Fach Bauaufnahme als wissenschaftlichen Assistentin von Prof. Willy Weyres am Lehrstuhl für Baugeschichte und Denkmalpflege. Dem Abschluss Ihrer vielbeachteten Dissertation 1965 über die Kirchenbauten der Brüder Cremer folgte die Ernennung zur Oberingenieurin und 5 Jahre später die Habilitation mit einer Monographie über den Architekten und Aachener Dombaumeister Theodor August Stein. 1980 wurde Sie zu einer der ersten Professorinnen an der RWTH Aachen – und zur zweiten Professorin am Reiff überhaupt – berufen und leitete bis zur Ihrer Pensionierung gemeinsam mit Günter Urban den Lehrstuhl für Baugeschichte und Denkmalpflege.

In der Forschung interessierten sie die Architektur des Rheinlandes vor allem im 19. Jahrhundert und dankbar erinnern sich die Studierenden auch an ihr höchstes Engagement in der Lehre, an die vielfältigen Formen der Unterstützung, schlicht an ihre Zugewandtheit. Die Mitgliedschaft in Vereinen und Beiräten war ihr selbstverständlich, Ziel ihrer zahlreichen Vorträge, Gutachten und Publikationen war immer auch zugleich, wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse einer breiteren Zuhörerschaft zu vermitteln. Stets war sie streitbar und mit strikter Haltung an den Diskussionen um die Erhaltung historischer Bauten zum Beispiel in Aachen und Stolberg beteiligt, was ihr selten die Sympathie ihrer Widersacher einbrachte – fast immer aber deren Respekt. In ihrer Verbindung von Erforschung, Vermittlung und dem Ringen um den Erhalt der physischen Substanz unseres baukulturellen Erbes ist Ingeborg Schild uns bis heute ein Vorbild.

Auch im fortgeschrittenen Alter suchte sie immer das Gespräch, übrigens niemals ohne Witz und Ironie. Abgeneigt auch den zartesten Versuchen jeder formalen Huldigung Ihres vielfältigen Wirkens repräsentierte Ingeborg Schild persönliche Zurückhaltung und Bescheidenheit – sicher wäre ihr schon diese Erinnerung der Worte zu viel.

Wir gedenken einer bedeutenden Professorin und eines großartigen Menschen.